Während ich dies hier schreibe, bin ich wieder sicher in Phnom Penh angekommen und habe die letzte Woche gut überstanden. Die für mich persönlich ereignisreichste Woche meines bisherigen Trips. Oft ging ich einige Gefahren ein, aber so ist das Reisen eben. Ich bin froh, dass mein vorsichtiger, deutscher Verstand meinem Bauch und meinem Herz mittlerweile unterlegen ist. Es ist richtig so. Ich habe so viel zu erzählen, dass es schwer fällt, einen Anfang zu finden. Aber ich probiere es einfach mal:
Niki und ich trennten uns also in Phnom Penh und ich machte mich auf den Weg nach Kratie. Gleich im Bus saß ich neben Dhru aus Indien/London. Wir kamen ins Gespräch und entschlossen uns, zusammen Kratie zu erkunden, welches von Touristen vor allem wegen der seltenen Flussdelfine aufgesucht wird. Die Bootsfahrt mit den Delfinen war zwar cool, aber viel beeindruckender war für mich die Gastfreundschaft der Menschen dort, aber dazu später.
Wir mieteten uns für den Tag ein Tuk-Tuk inklusive Fahrer, der uns sowohl zum Fluss, als auch zu einer auf einem Berg gelegenen Tempelanlage und einem schwimmenden Dorf fuhr. Besonders schön war die Tempelanlage, der Ausblick war wirklich atemberaubend. Die Atmosphäre war geprägt von einer tiefgreifenden Ruhe, nur Dhru und ich waren dort sowie ein Mönch und ein paar Katzen, die das Leben – wie auf dem Foto zu erkennen ist – auch mit einer gesunden Portion Müßiggang angehen.
Das Leben kann so schön friedlich sein.
Nachdem wir die Tempelanlage besichtigt hatten, hatten wir eigentlich damit gerechnet, nur noch schnell etwas zu essen und dann ins Bett zu gehen. Ohne dass wir irgendetwas sagten, lud uns dann aber unser Tuk-Tuk-Fahrer Sitha zu sich nach Hause zum Abendessen ein; eine der prägendsten Erfahrungen meiner bisherigen Reise.
Die Menschen leben wirklich unter einfachsten Verhältnissen, dennoch sind sie unglaublich freundlich und offen, laden völlig Fremde zu sich nach Hause ein ohne sich davon etwas zu versprechen und obwohl sie selbst nichts haben. Alles was man selbst in Deutschland als vermeintlich wichtig erachtet und die Prioritäten, die man zu Hause setzt, verlieren auf einmal ihren Sinn und ihren Wert, wenn man kennenlernt, wie andere Menschen leben – und dabei glücklich sind. Sitha lebt mit seiner Frau und seiner Tochter quasi in einem umfunktionierten Stall. Ein Raum, ein Bett, ein paar Küchenutensilien und sonst nur der nackte Boden. Aber er ist froh, dass er ein Dach über dem Kopf hat.
Abendessen bei Sitha mit Elena und Dhru
Am nächsten Tag stieg ich morgens in den Minibus nach Ban Lung in der Provinz Ratanakiri. Im Bus lernte ich Tom aus München kennen, später in der Stadt Connor aus Kanada. Wir entschlossen uns, zusammen auf einen 2-tägigen Trek zu gehen und eine Nacht im Dschungel zu übernachten.
In der Frühe ging es dann nach einem kurzen Frühstück auf zum Trek. Wir mussten circa 20 Kilometer mit dem Moto durch staubige Pisten fahren, ehe wir den Ort erreichten, an dem wir dann weiter in den Dschungel liefen. Es hat großen Spaß gemacht, allerdings war es wirklich sehr, sehr, sehr staubig.
Auf der Piste in den Dschungel
Ungefähr fünf Stunden wanderten wir dann durch den Dschungel, hörten den Tieren zu und schlugen uns durch das Gestrüpp. Es war anstrengend, aber definitiv die Mühe wert. Wir hatten einen tollen Guide – Teah -, einen Träger und einen Ranger, der uns den Pfad zeigte. Schließlich erreichten wir unser Camp,badeten an einem Wasserfall, machten ein Lagerfeuer und aßen zu Abend. Auf dem Weg in den Dschungel sammelten wir noch circa ein Kilo Cashew-Nüsse, die wir im Feuer verbrannten und dann gepellt zu unserer Mahlzeit aßen. Wirklich ein ungewöhnliches Gefühl, mitten im Dschungel zu übernachten.
Wir tranken mit unseren kambodschanischen Führern Reiswein und Khmer-Whiskey und spielten noch bis spätabends Karten, ehe wir dann ins Bett gingen. Unheimlich war es eigentlich nicht, aber in der Ferne hörten wir immer ungewöhnliches Knacken, das sich so ähnlich wie Schüsse anhörte. Nach einer Weile drehten wir uns um und sahen es hinter den Bäumen glühen. Nicht weit von uns weg gab es einen Waldbrand. Wir beobachteten die Situation und schließlich hörte der Brand auf und wir konnten beruhigt zurück in unsere Hängematten.
Connor, ich und Tom im Dschungelcamp
Zurück ging es dann über einen anderen Pfad, wieder ungefähr vier Stunden lang. Wir hatten wirklich unglaublichen Spaß im Dschungel und mit den Führern haben wir Freundschaft geschlossen. Weil Connor, Tom und ich uns so gut verstanden, entschlossen wir uns spontan, noch ein wenig weiter miteinander zu reisen. Eigentlich wollte ich nach dem Dschungel zurück nach Phnom Penh, nun sollte es aber mit den beiden Jungs noch weiter gehen. Das sollte eine der besten Entscheidungen überhaupt werden. Spontaneität ist Gold wert beim Reisen.
Gruppenfoto mitten im Virachey Nationalpark
Wir kehren Ratanakiri den Rücken zu.
Vorher aber noch einmal ein Bad im Kratersee nehmen!
Wir entschlossen uns nun also, weiter nach Mondulkiri zu fahren, einer Minderheitenprovinz in Kambodscha, in der man einigermaßen verantwortliches Elefantentrekking machen kann. Diese Provinz ist etwas schwerer zu erreichen, wir hatten trotzdem einige Möglichkeiten: Die erste Möglichkeit wäre gewesen, den Bus „außenrum“ zu nehmen, was aber langweilig und super langwierig gewesen wäre. Die zweite Möglichkeit ist, sich ein Moto-Taxi durch einen Nationalpark zu nehmen für ca. 80$ pro Person. Zu teuer für uns. Es ist so teuer, weil die „Straße“ quasi nicht existent ist und es ein echtes Abenteuer ist, dort durchzufahren.
Abenteuer? Wir entschlossen uns für die dritte Alternative: Zwei aufgetunte Roller in Ratanakiri für 5$ am Tag mieten, niemandem Bescheid sagen, wo wir hinfahren (es ist nicht erlaubt mit gemieteten Rollern die Straße nach Mondulkiri zu nehmen) und einfach auf eigene Faust die abenteuerliche Straße zu nehmen. Wir sind jung und voller Tatendrang, es wird schon gut gehen.
Gut ging es letztendlich auch, nur einen kleinen Zwischenfall gab es: Wir mussten oft nach dem Weg fragen. Kurz vor einer Flussüberquerung trafen wir ein Polizei-Moto (inklusive AK-47), das uns dann zum Fluss eskortieren wollte. Die beiden Polizisten gaben also Gas und um dranzubleiben taten wir es ihnen gleich. Plötzlich ging es einen Sandhügel bergab und der Fluss war erreicht. Ich war viel zu schnell und so blieb mir und Connor nichts anderes übrig, als den Roller herumzureißen und zu stürzen, wollten wir ihn nicht im Fluss versenken. Bis auf einige Schürfwunden auf meiner rechten Körperseite ist aber alles gut gegangen. Connor (der auf mir landete) und der Roller blieben unversehrt.
Kurz nach dem "Polizei-Verfolgungsvorfall"
Ich beim Dirtbiking über die Sandpisten Kambodschas!
Nach 10 Stunden Dirtbiking und 240 zurückgelegten Kilometern kamen wir dann in Sen Monorom, Mondulkiri an, rechtzeitig zum Sonnenuntergang. Wir waren geschafft, aber stolz und glücklich. Es hat unglaublichen Spaß gemacht durch den Nationalpark zu fahren, es war echt ein tolles Gefühl, durch den Sand zu schlittern. Der zweite Teil des Trips ging dann über eine bessere, befestigte Staubpiste und dort war es ein unglaubliches Gefühl der Freiheit. Nur wir, die Piste und Musik in den Ohren.
Angekommen in Sen Monorom, Mondulkiri.
In Sen Monorom buchten wir dann noch einen Elefantentrek für den nächsten Tag. Wir trafen noch Guillaume aus Frankreich und wir nahmen zu viert zwei Elefanten. Die Tiere trugen uns dann circa 2 Stunden durch den Dschungel, ehe wir an einem Wasserfall ankamen. Erst badeten wir für eine Weile, dann holten die Mahuts (=Elefantenführer, in unserem Fall 14-jährige Jungs) die beiden Elefanten und wir durften mit ihnen baden und sie waschen.
Beim Elefantenwaschen
Als Connor und ich auf einem der Elefanten saßen, um ihn zu waschen, richtete sich dieser plötzlich auf, um das Wasserloch zu verlassen. Wir hielten uns gerade noch so auf dem Elefanten fest und es war ein erhabenes Gefühl, wie das Tier aufstand und wir plötzlich auf einem aufgerichteten Elefanten saßen, ohne „Sattel“, nur in Badehose, dem Elefanten ganz nah. Wirklich beeindruckend.
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- Connor und ich auf dem Elefanten
Wir bahnten uns unseren Weg zurück nach Sen Monorom und verbrachten den letzten Abend. Tom machte sich am nächsten Morgen auf nach Vietnam, Connor und ich fuhren die Scooter zurück nach Ban Lung. Dieses Mal brauchten wir nur 7,5 Stunden, da wir jeder einen eigenen Roller hatten und die Strecke schon kannten. Nur mit einem kleinen Rucksack Gepäck und mit einem eigenen Scooter war der Spaßfaktor noch um einiges größer. Wir kamen auch heil an, Connor war bloß in einer Kurve zu schnell, konnte das Moto aber noch halten und das Kalb, das mir vors Gefährt sprang, ist auch nochmal mit dem Schrecken davon gekommen.
Jetzt sind Connor und ich wie gesagt zurück in Phnom Penh, wahrscheinlich morgen Abend werden wir den Nachtbus nach Bangkok nehmen. Ich werde mich dann schnellstmöglich zum Flughafen aufmachen, da ich meinen Flug nach Tokio noch umbuchen muss. Ich werde einfach mit gepackten Koffern am Schalter stehen und dann in eine asiatische Metropole fliegen. Singapur, Hongkong oder Kuala Lumpur. Je nachdem, wann der erste Flug geht. Ich bin gespannt, von wo aus ich mich das nächste Mal melde.