Expeditionen im „echten“ Kambodscha – Mein Herz besiegt meinen Verstand

5 04 2011

Während ich dies hier schreibe, bin ich wieder sicher in Phnom Penh angekommen und habe die letzte Woche gut überstanden. Die für mich persönlich ereignisreichste Woche meines bisherigen Trips. Oft ging ich einige Gefahren ein, aber so ist das Reisen eben. Ich bin froh, dass mein vorsichtiger, deutscher Verstand meinem Bauch und meinem Herz mittlerweile unterlegen ist. Es ist richtig so.  Ich habe so viel zu erzählen, dass es schwer fällt, einen Anfang zu finden. Aber ich probiere es einfach mal:

Niki und ich trennten uns also in Phnom Penh und ich machte mich auf den Weg nach Kratie. Gleich im Bus saß ich neben Dhru aus Indien/London. Wir kamen ins Gespräch und entschlossen uns, zusammen Kratie zu erkunden, welches von Touristen vor allem wegen der seltenen Flussdelfine aufgesucht wird. Die Bootsfahrt mit den Delfinen war zwar cool, aber viel beeindruckender war für mich die Gastfreundschaft der Menschen dort, aber dazu später.

Wir mieteten uns für den Tag ein Tuk-Tuk inklusive Fahrer, der uns sowohl zum Fluss, als auch zu einer auf einem Berg gelegenen Tempelanlage und einem schwimmenden Dorf fuhr. Besonders schön war die Tempelanlage, der Ausblick war wirklich atemberaubend. Die Atmosphäre war geprägt von einer tiefgreifenden Ruhe, nur Dhru und ich waren dort sowie ein Mönch und ein paar Katzen, die das Leben – wie auf dem Foto zu erkennen ist – auch mit einer gesunden Portion Müßiggang angehen.

Das Leben kann so schön friedlich sein.

Das Leben kann so schön friedlich sein.

Nachdem wir die Tempelanlage besichtigt hatten, hatten wir eigentlich damit gerechnet, nur noch schnell etwas zu essen und dann ins Bett zu gehen. Ohne dass wir irgendetwas sagten, lud uns dann aber unser Tuk-Tuk-Fahrer Sitha zu sich nach Hause zum Abendessen ein; eine der prägendsten Erfahrungen meiner bisherigen Reise.

Die Menschen leben wirklich unter einfachsten Verhältnissen, dennoch sind sie unglaublich freundlich und offen, laden völlig Fremde zu sich nach Hause ein ohne sich davon etwas zu versprechen und obwohl sie selbst nichts haben. Alles was man selbst in Deutschland als vermeintlich wichtig erachtet und die Prioritäten, die man zu Hause setzt, verlieren auf einmal ihren Sinn und ihren Wert, wenn man kennenlernt, wie andere Menschen leben – und dabei glücklich sind. Sitha lebt mit seiner Frau und seiner Tochter quasi in einem umfunktionierten Stall. Ein Raum, ein Bett, ein paar Küchenutensilien und sonst nur der nackte Boden. Aber er ist froh, dass er ein Dach über dem Kopf hat.

Abendessen bei Sitha mit Elena und Dhru

Abendessen bei Sitha mit Elena und Dhru

Am nächsten Tag stieg ich morgens in den Minibus nach Ban Lung in der Provinz Ratanakiri. Im Bus lernte ich Tom aus München kennen, später in der Stadt Connor aus Kanada. Wir entschlossen uns, zusammen auf einen 2-tägigen Trek zu gehen und eine Nacht im Dschungel zu übernachten.

In der Frühe ging es dann nach einem kurzen Frühstück auf zum Trek. Wir mussten circa 20 Kilometer mit dem Moto durch staubige Pisten fahren, ehe wir den Ort erreichten, an dem wir dann weiter in den Dschungel liefen. Es hat großen Spaß gemacht, allerdings war es wirklich sehr, sehr, sehr staubig.

Auf der Piste in den Dschungel

Auf der Piste in den Dschungel

Ungefähr fünf Stunden wanderten wir dann durch den Dschungel, hörten den Tieren zu und schlugen uns durch das Gestrüpp. Es war anstrengend, aber definitiv die Mühe wert. Wir hatten einen tollen Guide – Teah -, einen Träger und einen Ranger, der uns den Pfad zeigte. Schließlich erreichten wir unser Camp,badeten an einem Wasserfall, machten ein Lagerfeuer und aßen zu Abend. Auf dem Weg in den Dschungel sammelten wir noch circa ein Kilo Cashew-Nüsse, die wir im Feuer verbrannten und dann gepellt zu unserer Mahlzeit aßen. Wirklich ein ungewöhnliches Gefühl, mitten im Dschungel zu übernachten.

Wir tranken mit unseren kambodschanischen Führern Reiswein und Khmer-Whiskey und spielten noch bis spätabends Karten, ehe wir dann ins Bett gingen. Unheimlich war es eigentlich nicht, aber in der Ferne hörten wir immer ungewöhnliches Knacken, das sich so ähnlich wie Schüsse anhörte. Nach einer Weile drehten wir uns um und sahen es hinter den Bäumen glühen. Nicht weit von uns weg gab es einen Waldbrand. Wir beobachteten die Situation und schließlich hörte der Brand auf und wir konnten beruhigt zurück in unsere Hängematten.

Connor, ich und Tom im Dschungelcamp

Connor, ich und Tom im Dschungelcamp

Zurück ging es dann über einen anderen Pfad, wieder ungefähr vier Stunden lang. Wir hatten wirklich unglaublichen Spaß im Dschungel und mit den Führern haben wir Freundschaft geschlossen. Weil Connor, Tom und ich uns so gut verstanden, entschlossen wir uns spontan, noch ein wenig weiter miteinander zu reisen. Eigentlich wollte ich nach dem Dschungel zurück nach Phnom Penh, nun sollte es aber mit den beiden Jungs noch weiter gehen. Das sollte eine der besten Entscheidungen überhaupt werden. Spontaneität ist Gold wert beim Reisen.

Gruppenfoto mitten im Virachey Nationalpark

Gruppenfoto mitten im Virachey Nationalpark

Wir kehren Ratanakiri den Rücken zu.

Wir kehren Ratanakiri den Rücken zu.

Vorher aber noch einmal ein Bad im Kratersee nehmen!

Vorher aber noch einmal ein Bad im Kratersee nehmen!

Wir entschlossen uns nun also, weiter nach Mondulkiri zu fahren, einer Minderheitenprovinz in Kambodscha, in der man einigermaßen verantwortliches Elefantentrekking machen kann. Diese Provinz ist etwas schwerer zu erreichen, wir hatten trotzdem einige Möglichkeiten: Die erste Möglichkeit wäre gewesen, den Bus „außenrum“ zu nehmen, was aber langweilig und super langwierig gewesen wäre. Die zweite Möglichkeit ist, sich ein Moto-Taxi durch einen Nationalpark zu nehmen für ca. 80$ pro Person. Zu teuer für uns. Es ist so teuer, weil die „Straße“ quasi nicht existent ist und es ein echtes Abenteuer ist, dort durchzufahren.

Abenteuer? Wir entschlossen uns für die dritte Alternative: Zwei aufgetunte Roller in Ratanakiri für 5$ am Tag mieten, niemandem Bescheid sagen, wo wir hinfahren (es ist nicht erlaubt mit gemieteten Rollern die Straße nach Mondulkiri zu nehmen) und einfach auf eigene Faust die abenteuerliche Straße zu nehmen. Wir sind jung und voller Tatendrang, es wird schon gut gehen.

Gut ging es letztendlich auch, nur einen kleinen Zwischenfall gab es: Wir mussten oft nach dem Weg fragen. Kurz vor einer Flussüberquerung trafen wir ein Polizei-Moto (inklusive AK-47), das uns dann zum Fluss eskortieren wollte. Die beiden Polizisten gaben also Gas und um dranzubleiben taten wir es ihnen gleich. Plötzlich ging es einen Sandhügel bergab und der Fluss war erreicht. Ich war viel zu schnell und so blieb mir und Connor nichts anderes übrig, als den Roller herumzureißen und zu stürzen, wollten wir ihn nicht im Fluss versenken. Bis auf einige Schürfwunden auf meiner rechten Körperseite ist aber alles gut gegangen. Connor (der auf mir landete) und der Roller blieben unversehrt.

Kurz nach dem "Polizei-Verfolgungsvorfall"

Kurz nach dem "Polizei-Verfolgungsvorfall"

Ich beim Dirtbiking über die Sandpisten Kambodschas!

Ich beim Dirtbiking über die Sandpisten Kambodschas!

Nach 10 Stunden Dirtbiking und 240 zurückgelegten Kilometern kamen wir dann in Sen Monorom, Mondulkiri an, rechtzeitig zum Sonnenuntergang. Wir waren geschafft, aber stolz und glücklich. Es hat unglaublichen Spaß gemacht durch den Nationalpark zu fahren, es war echt ein tolles Gefühl, durch den Sand zu schlittern. Der zweite Teil des Trips ging dann über eine bessere, befestigte Staubpiste und dort war es ein unglaubliches Gefühl der Freiheit. Nur wir, die Piste und Musik in den Ohren.

Angekommen in Sen Monorom, Mondulkiri.

Angekommen in Sen Monorom, Mondulkiri.

In Sen Monorom buchten wir dann noch einen Elefantentrek für den nächsten Tag. Wir trafen noch Guillaume aus Frankreich und wir nahmen zu viert zwei Elefanten. Die Tiere trugen uns dann circa 2 Stunden durch den Dschungel, ehe wir an einem Wasserfall ankamen. Erst badeten wir für eine Weile, dann holten die Mahuts (=Elefantenführer, in unserem Fall 14-jährige Jungs) die beiden Elefanten und wir durften mit ihnen baden und sie waschen.

Beim Elefantenwaschen

Beim Elefantenwaschen

Als Connor und ich auf einem der Elefanten saßen, um ihn zu waschen, richtete sich dieser plötzlich auf, um das Wasserloch zu verlassen. Wir hielten uns gerade noch so auf dem Elefanten fest und es war ein erhabenes Gefühl, wie das Tier aufstand und wir plötzlich auf einem aufgerichteten Elefanten saßen, ohne „Sattel“, nur in Badehose, dem Elefanten ganz nah. Wirklich beeindruckend.

Connor und ich auf dem Elefanten
Connor und ich auf dem Elefanten

Wir bahnten uns unseren Weg zurück nach Sen Monorom und verbrachten den letzten Abend. Tom machte sich am nächsten Morgen auf nach Vietnam, Connor und ich fuhren die Scooter zurück nach Ban Lung. Dieses Mal brauchten wir nur 7,5 Stunden, da wir jeder einen eigenen Roller hatten und die Strecke schon kannten. Nur mit einem kleinen Rucksack Gepäck und mit einem eigenen Scooter war der Spaßfaktor noch um einiges größer. Wir kamen auch heil an, Connor war bloß in einer Kurve zu schnell, konnte das Moto aber noch halten und das Kalb, das mir vors Gefährt sprang, ist auch nochmal mit dem Schrecken davon gekommen.

Jetzt sind Connor und ich wie gesagt zurück in Phnom Penh, wahrscheinlich morgen Abend werden wir den Nachtbus nach Bangkok nehmen. Ich werde mich dann schnellstmöglich zum Flughafen aufmachen, da ich meinen Flug nach Tokio noch umbuchen muss. Ich werde einfach mit gepackten Koffern am Schalter stehen und dann in eine asiatische Metropole fliegen. Singapur, Hongkong oder Kuala Lumpur. Je nachdem, wann der erste Flug geht. Ich bin gespannt, von wo aus ich mich das nächste Mal melde.



Geschichten aus Sihanoukville und Phnom Penh. Und warum ich jetzt alleine reise.

26 03 2011

Ich melde mich aus Phnom Penh, der Hauptstadt Kambodschas. Früher als geplant kamen wir hier an und kehrten Sihanoukville vorzeitig den Rücken zu. Eigentlich war ein Strandurlaub geplant, was aber aufgrund des Wetters (heftigster tropischer Sturm) nicht möglich war und Niki und mich dazu veranlasste, schlechten Angewohnheiten wie dem Glückspiel nachzugehen. Niki kündigte beim Abendessen noch an, bevor überhaupt irgendwas passiert war, dass er das Gefühl hatte, dass etwas passiert heute. Er sollte Recht behalten und eine nicht näher zu beziffernde, aber nicht unerhebliche Summe im Casino verlieren.

Spontan fuhren wir also mit dem Bus nach Phnom Penh. Nachdem wir uns billigen Schnaps besorgt hatten (eine Flasche für umgerechnet 80 Cent) ging es in zwei Clubs hier in Phnom Penh, wo wir wirklich viel Spaß hatten. Wir tanzten bis in die frühen Morgenstunden.

Ich im "Heart of Darkness"

Ich im "Heart of Darkness"

Niki im "Pontoon"

Niki im "Pontoon"

Am nächsten Tag ging es, nachdem wir ausgeschlafen hatten, zum Völkermordmuseum Toul Sleng. Das Museum ist in einer ehemaligen Schule untergebracht, die während der Schreckensherrschaft der Roten Khmer 1975 bis 1979 zu einem Gefängnis umfunktioniert wurde. Das superkommunistische Regime unter der Führung von Pol Pot verfolgte die Ideologie, Kambodscha in einen Bauernstaat umzuwandeln. Zur Erreichung dieses Ziels wurden insgesamt 2 Millionen Menschen, hauptsächlich Gelehrte aus der Oberschicht und ihre Familien, umgebracht.

Toul Sleng diente hierbei als Zentrum zur Folterung und Verhörung der Gefangenen. Es ist unvorstellbar und kaum in Worte zu fassen, welche Verbrechen die Roten Khmer begangen haben und es ist ein sehr bedrückendes Gefühl, in den Räumen umher zu laufen, in denen tausende Menschen unter qualvollen Bedingungen litten und starben. Man kann es sich immer schlecht vorstellen, wie die Zellen damals genutzt wurden. Deshalb hier einmal folgende Visualisierungen:

Zelle in Toul Sleng

Großraumzelle in Toul Sleng

Visualisierung der Nutzung der Großraumzellen

Visualisierung der Nutzung der Großraumzellen

Einzelzelle

Einzelzelle

Bild eines Gefangenen in einer Einzelzelle

Bild eines Gefangenen in einer Einzelzelle

Ich selbst stellte und setzte mich auch einmal in eine solche Zelle. Es ist ein unfassbar bedrückendes Gefühl, man kann sich nicht ausstrecken, geschweige denn großartig bewegen. Dazu der Geruch des Gebäudes. Die Gefangenen durften oft nur ein Mal in zwei Monaten duschen. Es müssen grausame Bedingungen gewesen sein.

Am nächsten Tag fuhren wir zu den sogenannten „Killing Fields“, etwa 15 Kilometer außerhalb von Phnom Penh. Hier wurden die Gefangen aus Toul Sleng exekutiert. Die unbeschreibliche Grausamkeit der Roten Khmer wurde auch hier wieder deutlich. Die Gefangen wurden auf bestialische Weise umgebracht. Munition war zu teuer, deshalb wurden sie oft nur mit Rohren oder Schaufeln erschlagen. Kleine Babys wurden an den Füßen gepackt und gegen einen Baum geschleudert, bis sie tot waren. Dieser Baum steht heute immer noch.

Killing Tree

Killing Tree

Zum Gedenken wurde eine große Stupa errichtet, in der sich um die 9000 Schädel getöteter Gefangener aufstapeln. Auch hier war die Stimmung natürlich wieder sehr bedrückend. Gleichzeitig gehört es für mich dazu, über die Geschichte des Landes zu lernen und solche Orte zu besuchen. Übrigens ist das Lachen sowohl in Toul Sleng, als auch auf den Killing Fields verboten, aus Respekt vor den Opfern.

Stupa mit Schädeln

Im Inneren der Stupa mit Schädeln

Es ist ein ergreifendes Erlebnis, an Orten wie Toul Sleng oder den Killing Fields zu sein. Trotzdem habe ich immer das Gefühl, dass man irgendwie den Ausmaßen der menschlichen Katastrophe nie wirklich gerecht werden kann. Es ist schwer auszudrücken, was ich damit meine… Es ist für mich nur so: Man besichtigt die Stätte, schaut sich alles an und ist auch betroffen. Trotzdem beschäftigt man sich innerlich noch immer mit vielen, sehr alltäglichen Dingen. Ist vielleicht auch nicht immer hundertprozentig bei der Sache, da man mit den Gedanken abschweift.

Ich versuche dann immer, die Besuche möglichst kurz zu halten, dafür aber mit voller Konzentration. Auch gehe ich zu manchen Orten, wie zum Beispiel den Massengräbern bei den Killing Fields, mehr als einmal, da ich dann irgendwie das Gefühl habe, mich ausführlicher damit zu beschäftigen. Anschauen, das Gesehene verarbeiten und dann noch einmal zurückkehren. Aber jeder fühlt sich sicherlich anders.

Massengräber

Ein Teil der Massengräber

Später am Tag fuhren wir zu Daniel, einem Flensburger, der in Phnom Penh wohnt und dort in einer Schule arbeitet. Wir fuhren raus in einen Vorort und besuchten die Schule. Spontan wurden Niki und ich als Englisch-Lehrer eingeteilt und so unterhielten und unterrichteten wir für zwei Stunden die Kinder und Jugendlichen. Es war ein sehr tolles Erlebnis und es war schön, sich mit den Jugendlichen unterhalten zu können.

Niki und ich haben dann nach einigen Tagen Überlegung uns entschlossen, dass wir uns für eine Woche trennen. Er ist ein bisschen reisemüde und es hat ihm in der Schule so gut gefallen, dass er dort jetzt für eine Woche unterrichten wird. Ich hingegen spüre immer noch, dass ich unterwegs sein muss. Ich kann im Moment schlecht auf einem Fleck bleiben, bin eher rastlos und möchte herumkommen. Ich werde nun also morgen mit dem Bus nach Kratie fahren, wo ich hoffentlich einen Blick auf die seltenen Irrawady-Flussdelfine werfen kann. Danach geht es für mich weiter in den wilden Nordosten Kambodschas, wo ich 2 bis 3 Tage im Dschungel verbringen werde. Danach geht es für mich zurück nach Phnom Penh, ich werde vielleicht auch noch ein oder zwei Tage in der Schule wohnen und arbeiten, bevor Niki und ich unsere Reise gemeinsam fortsetzen. Wir werden es sehen!



Verliebt in Kambodscha!

21 03 2011

Nun haben wir die ersten Tage hier in Siem Reap, Kambodscha, verbracht und ich muss sagen, es gefällt mir echt super gut in diesem Land. Die Menschen scheinen freundlicher und offener zu sein, man hat hier nicht so sehr das Gefühl, dass sie nur an das Geld der Touristen wollen. Es ist auch deutlich weniger touristisch hier, was uns aber sehr gut gefällt. Wir haben uns deswegen entschieden, mehr Zeit in Kambodscha zu verbringen und das Land richtig kennenzulernen, ohne zu hetzen.

Nachdem wir Thailand hinter uns gelassen haben, ging es für uns mit dem Sammeltaxi nach Siem Reap, von wo aus man die Tempel von Angkor besuchen kann. Ich nutzte mein Verhandlungsgeschick und wir konnten in einem echten Luxushotel für kambodschanische Verhältnisse für 5$ die Nacht pro Person unterkommen. Der Dollar ist neben dem Riel offizielle Währung und es scheint so, als würde hier alles „one dollar“ kosten. Aber zurück zum Thema.

Am zweiten Tag ging es für uns um 04:30 Uhr mit dem Tuk-Tuk und persönlichen Guide (der leider nur gebrochenes Englisch sprach) zu den Tempeln. Wir wollten den Sonnenaufgang über Angkor Wat sehen. Leider war es etwas bewölkt, aber trotzdem war es ein super tolles Erlebnis.

Es wird Tag in Angkor Wat

Es wird Tag in Angkor Wat

Etwas später, Angkor Wat.

Etwas später, Angkor Wat.

Nachdem uns unser Guide den wohl berühmtesten Tempel von Angkor gezeigt hatte (den Hauptturm durften wir nicht besteigen, da es „Buddha-Day“ war), ging es für uns weiter zum nächsten Tempel. Das Areal, in dem sich die von den verschiedenen Königen gebauten Tempel befinden, ist riesig. Man könnte sich locker auch eine ganze Woche dort aufhalten, bevor man alles gesehen hat. Die besterhaltensten Tempel schauten wir uns an, nach Angkor Wat ging es also in die „Angkor Thom City“, einem ganzen Komplex aus heiligen Gebäuden. Der größte Tempel dort heißt Bayon. Hier war es uns ein wenig zu voll. Überall waren Japaner, denen es mehr um das beste Foto ging, als um die Kultur der Khmer, was ich ein wenig enttäuschend fand. Unser Guide empfahl uns auch nur die besten Fotoplätze, weshalb ich versuchte, mich ein wenig zu distanzieren und den Tempel auf eigene Faust zu erkunden.

Als letzte Station unseres Besuches in Angkor – es war mittlerweile auch schon Mittag – ging es zum Ta Prohm, der einigen vielleicht bekannt ist, da dort ein Tomb Raider Film gedreht wurde.

Dieser Tempel ist besonders bekannt, da dort riesige Bäume auf den Mauern wachsen und die Wurzeln das Mauerwerk überragen. Es war wirklich ein außergewöhnlicher Anblick!

Ta Prohm

Ta Prohm

Verschnaufpause

Verschnaufpause

Gegen frühen Nachmittag machten wir uns dann auf die Rückreise. Auf den Tempel rumzuklettern war echt anstrengend. Deshalb ging es zurück in unser Hotel und wir machten erst einmal ein ausgiebiges Mittagsschläfchen. Auch am nächsten Tag gingen wir es ruhig an und entspannten am Pool und gingen in der Stadt essen. Für einen Dollar bekommt man hier eine ganze Mahlzeit, allerdings für diesen Preis nur einheimische Küche, aber ich hab mich total daran gewöhnt, da mir mein Budget ja keine großen Sprünge erlaubt. Außerdem ist es dann immer schön einfach, sich zu entscheiden: Es gibt entweder Reis, Nudeln oder Reisnudeln.

Heute besuchten wir schließlich die sogenannten „schwimmenden Dörfer“ im Tonle Sap, dem größten Süßwassersee Südostasiens. Auf diesem See leben, arbeiten und wohnen – vorrangig sehr arme – Menschen, auf treibenden Häusern.

Wir nahmen also ein Boot und fuhren den Fluß entlang zu den Dörfern. Da Niki und ich alleine auf dem Boot waren, hatte ich das Glück, sogar einmal selbst das Boot zu steuern:

Als Kapitän unterwegs auf dem Tonle Sap

Als Kapitän unterwegs auf dem Tonle Sap

Natürlich sind die schwimmenden Dörfer eine große Touristenattraktion, was ein besonderes Problem nach sich zieht. Überall, wo der Tourismus floriert, werden Kinder von ihren Eltern dazu gedrängt, Getränke, Postkarten oder ähnliches zu verkaufen, anstatt zur Schule zu gehen. Natürlich ist es schwer, immer hart zu bleiben und den Kindern nichts abzukaufen, aber es ist ihnen damit nicht geholfen. Allgemein ist die Armut, die wir hier erleben, noch um einiges extremer als in Thailand und es macht einen schon sehr nachdenklich, zu sehen, wie die Menschen hier teilweise leben müssen.

Blick über einen Teil des Sees

Blick über einen Teil des Sees

Unser Bootsführer empfahl uns einen kleinen Laden auf dem See, in dem wir für die Schule, die sich ebenfalls im Wasser befindet, ein paar Schulsachen kaufen konnten. Wir legten als an und kauften für 10$ Stifte und ein paar Süßigkeiten für die Kinder. Wir fuhren herüber zur Schule und verteilten unsere Geschenke.

Süßigkeiten verteilen auf der schwimmenden Schule

Die Kinder sind echt waghalsig, dieser Junge steht auf dem Geländer, hinter ihm ist der See, weshalb ich ihn stütze.

Es ging zu, wie in wohl jeder Grundschule, wenn Süßigkeiten verteilt werden, trotzdem hatte ich nicht mit einem solchen Ansturm gerechnet.  Allgemein wollten wir natürlich etwas Gutes tun, trotzdem fühlt man sich immer ein wenig fehl am Platze, da man als weißer Tourist dort kurz mal rüberfährt, ein paar Stifte und Süßes verteilt und dann wieder abhaut. Bei mir kommt dann manchmal das Gefühl auf, dass man sich als Samariter aufspielt.  Die Kinder haben eben nicht die Möglichkeit, einfach den See zu verlassen. In der Schule gehen vor allem Waisenkinder zur Schule und Touristen mit einer Hautfarbe wie unserer sind für die Kinder auch immer wieder eine willkommene Abwechslung. Sie möchten auf den Arm genommen werden und klammern sich förmlich an einen, immer jedoch auf eine freundliche, verspielte Weise, nicht auf eine verzweifelte.

Spielen mit den Kindern

Spielen mit den Kindern, dieser Junge war besonders angetan von mir (unten auf dem Bild ist er auch zu sehen)

Ich glaube und hoffe aber, dass wir den Kindern wirklich eine Freude gemacht haben. Es war wirklich eine tolle Erfahrung, einmal das Leben auf dem See mitzuerleben. Besonders beeindruckt haben mich die kleinen Kinder, die wirklich total quirlig sind und nie ihre Leichtigkeit verlieren zu scheinen, obwohl sie wirklich in ärmsten Verhältnissen leben.

Grüße nach Deutschland

Grüße nach Deutschland

Jetzt geht es für uns weiter mit dem Nachtbus nach Sihanoukville. 12 Stunden über bucklige Pisten, aber ich freue mich auf jede einzelne Minute. Es ist halt ein Abenteuer hier. In Sihanoukville ist einmal mehr Beach Life angesagt, worauf wir uns schon sehr freuen. Die Temperaturen sind nachts erträglich (um die 25 Grad). Am Tag, besonders mittags, wird es hier um die 40 Grad heiß. Wir haben uns zwar dran gewöhnt, aber ich glaube, mit einem Strand und einer Hängematte lässt es sich besser aushalten!